08.05.2013 Ponferrada

Oh, endlich darf ich mal wieder im Poncho losgehen. Endlich regnet es mal wieder. Ach, wie ich mich freue!

Am Cruz de Ferro ist es kalt, nass und haesslich. Ich bleibe nur so lange, bis ich ein Opfer gefunden habe, das mich fotografiert, und laufe so schnell wie moeglich weiter. Ich will Kaffee, ich will Bar, ich will warm, aber vor mir liegt noch so viel Strecke und in Manjarin werde ich auf gar keinen Fall anhalten. Diesen Fehler mache ich nie wieder! Hallo! Meine Grintschnute heilt gerade langsam ab, da muss ich mir nicht wirklich wieder einen Ekelherpes einfangen!

 

In El Acebo trinke ich also erst einmal ein Taesschen Kaffee und waerme mich auf. Es hat ein bisschen aufgehoert zu regnen, aber kuscheliger ist mir davon jetzt auch nicht.

Aber das vergesse ich auf dem wetieren Weg voellig, denn die Strecke zwischen Rigo und Ambros ist so schoen! Weisser Ginster, wohin das Auge guckt, dazwischen riesige Buesche mit grossen, weissen Blueten, Lavendel, gelber Ginster, Heide, riesige, uralte Baeume, die Voegel zwitschern und die Luft riecht so lecker nach Blueten und Baeumen! Tut mir ganz arg leid, aber ich kann das alles hier gar nicht beschreiben!

Ich mache aber hier keine Pause, denn ich freue mich ja schon seit Tagen auf die Enpanada, die Mama gerade heute morgen ganz frisch fuer die Pilger gemacht hat. Hups! Aber der, der letztes Mal in dieser Bar war, muss einen Bruder haben. Aber das macht ja nix, die Mama ist ja dann wohl die gleiche und die Enpanada wirklich lecker.

Die Herberge in Ponferrada hoert sich nur halbgut an: Oben gut, unten ganz und gar nicht gut. Der Hospitalero fragt mich, ob ich ein Bett oben oder unten will. Na, wenn ich schon gefragt werde, dann will ich natuerlich unten, woraufhin er mich ins Kellerverliess bringen moechte. Da ueberlege ich es mir aber gaaaanz schnell gaaaanz anders und will nun doch lieber oben schlafen. Er guckt ein bisschen genervt, bringt mich dann aber in ein 4-Bett-Zimmer, das ich mir mit einer fuerchterlich schnarchenden Spanierin und zwei deutschen Damen teile.

Die Dame unter mir ist schon etwas aelter und den Weg schon einmal gegangen. Letztes Jahr ist sie noch einmal gestartet und hat sich das Bein gebrochen. Jetzt wollt sie ihn zu Ende bringen, doch erst hatte sie einen dicken Knoechel und inzwischen ist auch ihr Knie angeschwollen. Im Gespraech mit mir entscheidet sie sich dann dafuer, morgen mit dem Bus wieder nach Hause zu fahren. Spaeter erzaehlt sie mir, dass sie noch einen Grund hat, wieder nach Hause fahren zu wollen: Ihre Mutter liegt im Sterben. Ich denke, sie hat nur mit sich gekaempft und brauchte nur ein Ohr, in dem sie selbst hoeren konnte, was sie sich selbst sagen wuerde. Wisst ihr, was ich meine?

Oh, und abends sind alle wieder da. Geht ja auch nicht anders, denn in Ponferrada gibt es nur diese eine Herberge. Und ich bin nicht mehr allein. Und ich fuehle mich so wohl.

 

Erkenntnis des Tages: Manchmal ist der Weg zu einer Entscheidung nur mit Schweinsohren zu meistern.

 

Erkenntnis des Tages fuer Stefan: Pilgertankstelle. Wie isch jetscht darausch eine Erkenntnisch machen scholl, weisch isch aber ausch nischt. Hicks. Schuldigung.